Hatte wirklich die Natur seine Tochter getötet? Joachim hatte noch eine andere Erinnerung, nach der er sie selbst getötet hatte. Er hatte ihren Kopf immer wieder gegen die Wand geschlagen. Er hatte nicht den Arzt kommen lassen, sondern die Polizei, hatte ihnen gesagt, jemand wäre in seine Wohnung eingedrungen und hätte seine Tochter getötet. Und er lag in Wirklichkeit nicht in diesem Krankenzimmer, sondern er saß in einer Gummizelle und wartete darauf, daß ihm jemand die Zwangsjacke abnahm.

Aber die beiden verschiedenen Wirklichkeiten kämpften gegeneinander. Mal wurde die eine deutlicher, mal die andere. Joachim hatte schon längst aufgehört, sich um die Wahrheit zu bemühen. Für ihn waren beide Versionen gleich einleuchtend. Sicherlich war ihm die Version, nach der er nur vom Pech verfolgt war und nach der er nie auch nur einer Fliege etwas zuleide getan hatte, lieber, aber wie sollte er sich dann den Wahnsinn erklären, dem er seit einiger Zeit verfallen war?

Er fühlte sich elend, desorientiert. Alles, was er bisher für die Wirklichkeit gehalten hatte, geriet aus den Fugen. Alles verschwamm, wurde unwirklich. Dämonen kamen und gingen. Das Leben, die verschiedenen Bewußtseinsebenen, Traum, Wirklichkeit, Wahnsinn, das alles verschmolz zu einem einzigen, zeitlosen Chaos. Joachim wußte nicht mehr, was vorgefallen war, und noch viel weniger wußte er, wo er sich gerade befand. In der Hölle? In einem Krankenzimmer? In einer Irrenanstalt? Auf einmal war es gar nicht mehr wichtig. Er wußte nur eines: Dieser Zustand war völlig unbefriedigend, und - wo immer er auch war - er wollte raus.